Wie kommt mein Großspeicher ans Netz?
- Redaktion
- 6. Februar 2025
Wie kommt mein Großspeicher ans Netz?
Wie ist die aktuelle Marktlage?
Das war selbst für viele Experten der Solarbranche eine faustdicke Überraschung: Im Oktober 2024 schreibt das Energie-Analysehaus Montel, dass sich bei den vier deutschen Übertragungsnetzbetreibern zu diesem Zeitpunkt Anschlussanfragen für große Batteriespeicher mit einer Gesamtleistung von rund 160 Gigawatt (GW) angestaut hätten. Diese Zahl hat sich bis zum Jahresende noch mal deutlich erhöht. Wie das PV Magazine im Januar berichtet, summieren sich die angefragten Großspeicher mittlerweile auf mehr als 225 GW.
Zum Vergleich: Die Gesamtleistung aller Groß- und Gewerbespeicher in Deutschland beträgt laut RWTH Aachen nach aktuellem Stand gerade mal drei GW. Dazu kommen noch mal Heimspeicher mit einer Leistung von rund 15 GW. Wir können also gut und gerne von einer wahren Batterie-Welle sprechen, die auf uns zurollt – und das ist auch gut so! Denn wenn wir es wirklich schaffen, Batteriespeicher in großem Stil in das Stromnetz zu integrieren, dann lösen sich viele der Netzproblematiken, die es in Deutschland aktuell so gibt.
Denn besonders die Überkapazitäten im Stromnetz durch erneuerbare Energien in der Mittagszeit bereiten den Netzbetreibern aktuell schon ordentlich Kopfzerbrechen. Und der Ausbau der Erneuerbaren soll und muss ja weitergehen. In Zukunft speichern wir die überschüssige Energie also einfach in die Batteriespeicher, die gerade in großem Stil geplant werden. Wenn die Sonne dann nicht mehr scheint oder der Wind nicht weht, dann wird der Strom wieder ins Stromnetz zurückgespeist.
Welches Anlagenzertifikat wird für Speicher benötigt?
Die Grundfrage, die bei der Zertifizierung eines Batteriespeichers wie bei der Zertifizierung einer Solaranlage beantwortet werden muss, lautet: Speist das System Strom ins Netz ein – und wenn ja, wie viel? Liegt die Einspeiseleistung der Anlage über 270 Kilowatt (kW), ist dafür immer ein Anlagenzertifikat nötig.
Grundsätzlich wird bei der Anlagenzertifizierung nicht unterschieden, ob es sich um eine Solaranlage oder um einen Speicher handelt. Das bedeutet: Bei Großspeichern mit einer Einspeiseleistung von mehr als 270 kW oder einer Gesamtleistung über 500 kW benötigen Installationsbetriebe oder Projektplaner bis 950 kW ein Anlagenzertifikat Typ B nach der Norm VDE-AR-N 4110, wenn der Speicher an die Mittelspannung angeschlossen wird. Ist er für die Hochspannung vorgesehen, dann zählt die VDE-AR-N 4120. Ist die Leistung höher als 950 kW, fordert der Netzbetreiber das Anlagenzertifikat Typ A.
Was geschieht, wenn Solaranlage und Speicher kombiniert werden?
Spannend wird es, wenn ein Installationsbetrieb oder ein Projektplaner zeitgleich eine Solaranlage und einen Speicher installiert – oder wenn zu einer bereits verbauten Solaranlage nachträglich ein Batteriespeicher hinzugefügt wird. Dann müssen Leistung der Solaranlage und Einspeiseleistung des Speichers addiert werden. Die Summe der beiden Werte entscheidet darüber, welches Anlagenzertifikat benötigt wird.
Verfügt die Solaranlage beispielsweise über eine Leistung von 600 kW und der Speicher speist ebenfalls 600 kW ins Netz ein, dann ist für das Gesamtsystem mit 1,2 Megawatt (MW) ein Anlagenzertifikat Typ A notwendig. Ist der Speicher dagegen nur für die Eigenverbrauchsoptimierung vorgesehen, bleibt es nach aktuellem Stand der VDE-Normen bei einem Anlagenzertifikat Typ B, da der Speicher als Eigenverbrauchsanlage keinen Strom ins Netz einspeist.
Wie läuft die Speicherzertifizierung über gridcert?
Der Zertifizierungsprozess eines Großspeichers kann wie die Zertifizierung einer Solaranlage schnell, einfach und transparent über unsere KI-Plattform gridcert durchgeführt werden. Los geht es mit den grundsätzlichen Projektinformationen, die unsere Kunden in unserem Tool hinterlegen müssen. Dazu zählen beispielsweise der Netzbetreiber und die verschiedenen Ansprechpartner, die an dem Projekt beteiligt sind.
Danach steht für Installationspartner und Projektplaner die Bearbeitung des E.8 Bogens an, der eine Seite enthält, die bei Speicherprojekten ausgefüllt werden muss. Hier muss dann der Betriebsmodus des Speichers ausgewählt werden, also beispielsweise, ob der Speicher den Eigenverbrauch der Anlage erhöhen soll oder ob er zur Erbringung von Regelenergie dienen soll.
Jetzt folgt in gridcert die Angabe, wie der Speicher in das Stromnetz integriert wird – über einen eigenen Wechselrichter oder den Wechselrichter der Erzeugungseinheit. Dazu kommen Angaben zu Leistung und Kapazität des Speichersystems und zu den verwendeten Wechselrichtern. Anschließend müssen unter anderem noch Fragen zum Anschlusskonzept beantwortet werden.
Weiter geht es mit dem E.9 Netzbetreiber-Abfragebogen, der ebenfalls ähnlich zu dem von solaren Erzeugungsanlagen aufgebaut ist. Der Netzbetreiber muss hier beispielsweise vermerken, wie viel Strom tatsächlich ins Stromnetz eingespeist wird. Auch ein Überblicksplan der Gesamtanlage ist Teil der Leistungen, die bei der Zertifizierung eines Speichers vorliegen muss.
Der Batterie-Wechselrichter wird grundsätzlich wie ein PV-Wechselrichter behandelt. Der Speicher-Wechselrichter ist damit auch Teil des Regelungskonzept und des Schutzkonzepts, das ebenso wie bei einer Erzeugungsanlage im Rahmen des Zertifizierungsprozesses erstellt werden muss.
Und auch bei der Zertifizierung eines Speichers gilt: Je besser die Datenqualität der eingereichten Informationen in gridcert ist, desto schneller erhalten unsere Kunden das gewünschte Anlagenzertifikat – und das ist, worauf es am Ende ankommt.