Interview mit CarbonFreed-Gründer Marko Ibsch zur Umsetzung der NELEV Novelle und Änderung der Leistungsgrenze für die Anlagenzertifizierung

“Eine zentrale Datenbank kann den Zertifizierungsprozess deutlich beschleunigen” 

“Eine zentrale Datenbank kann den Zertifizierungsprozess deutlich beschleunigen” 

CarbonFreed entwickelt gerade eine eigene Betriebsmittel-Datenbank, in der sämtliche Wechselrichter digital erfasst sind, die für die Umsetzung großer Solar- und Speicher-Projekte eingesetzt werden. CTO Niklas Schreiber erläutert, wie die Datenbank im Detail funktioniert.   

 

Warum arbeitet Ihr an einer Betriebsmittel-Datenbank? 

Niklas Schreiber: Wir haben in gridcert aktuell schon eine Datenbank, in der wir sämtliche Erzeugungseinheiten, also alle Wechselrichter erfassen – allerdings nur in abgespeckter Version. In unserer Datenbank notieren wir beispielsweise die Hersteller und die technischen Daten und Leistungswerte der Geräte. Wir erfassen darüber hinaus auch, ob der Wechselrichter ein Einheitenzertifikat hat, wie lange es gültig ist und welche Besonderheiten bei der Zertifizierung zu beachten sind. In der Datenbank steckt also schon mal jede Menge Know-how, das wir dann im Rahmen des Zertifizierungsprozesses benötigen. 

Warum ist eine solche Datenbank so wichtig? 

Niklas Schreiber: Wenn unser Kunde seine Daten und Erzeugungseinheiten in gridcert erfasst, können wir im Prinzip sofort sehen, ob die geplanten Geräte auch zusammenpassen. Das erste Problem war aber bisher, dass wir diese Datenbank immer manuell pflegen mussten. Und zweitens hatten die Zertifizierungsstellen darauf keinen Zugriff und mussten dann im Zertifizierungsprozess auch noch mal die Unterlagen der Wechselrichter-Hersteller durchsuchen und die für sie relevanten Punkte rausfiltern und checken. Eine wirkliche Erleichterung war diese Datenbank also eher nicht. Deshalb haben wir entschieden, dass wir eine Datenbank benötigen, die digital verfügbar ist und an der alle Beteiligten des Zertifizierungsprozesses partizipieren können: wir von CarbonFreed, die Zertifizierungsstelle und unsere Kunden. 

Niklas Schreiber

Die Daten müssen also idealerweise zentral erfasst und auch genutzt werden. 

Niklas Schreiber: So ist es! Sie müssen an einer Stelle erfasst werden, dann aber auch für alle Parteien einsehbar und verifiziert sein. Die Zertifizierungsstellen haben beispielsweise auch unterschiedliche Anforderungen und das muss ebenfalls berücksichtigt sein. Die Vision ist, dass ein Wechselrichter-Hersteller die Daten zu den Geräten hochladen kann und dann alle Beteiligten auf diese Daten zugreifen. Dann haben alle die gleiche Datenbasis und können sich darauf dann auch verlassen. Dadurch können wir den gesamten Zertifizierungsprozess deutlich beschleunigen. 

Gibt es dafür nicht bereits das „Zentrale Register für Einheiten- und Komponentenzertifikate“ – kurz: ZEREZ? 

Niklas Schreiber: Das stimmt, ZEREZ soll im Prinzip genau diese Aufgabe erfüllen. Aus dem Markt hören wir allerdings immer wieder, dass dieses Register nicht so funktioniert, wie es sein müsste. Die Hersteller haben wohl beispielsweise einen recht hohen Aufwand, um ihre Geräte in der Datenbank anzulegen. Sie müssen alle Werte manuell eintragen und pflegen, was einfach extrem lange dauern kann. Unsere Datenbank zieht die benötigten Daten dagegen automatisch aus verschiedenen Quellen zusammen, beispielsweise aus unseren Daten in gridcert aber auch aus den Datenblättern der Hersteller. Das wird alles in einer gemeinsamen Datenbasis aggregiert und die verschiedenen Teilnehmer haben so gut wie keinen Aufwand.  

Welche Vorteile bietet das für die Zertifizierungsstellen? 

Niklas Schreiber: Die Zertifizierungsstellen müssen im Prinzip nicht noch mal gegenprüfen, was wir schon so erfasst haben. Das spart ihnen eine Menge Zeit. Die Ingenieure können sich bei uns anmelden, unsere Datenbank checken und darin dann arbeiten. Sie können dann beispielsweise bei den verschiedenen Einheitenzertifikaten einen eigenen Haken setzen, wenn sie eine Information validiert haben. Das ist dann gesetzt und muss beim nächsten Mal nicht wieder überprüft werden. Wenn sie unsere Datenbank nutzen, können sie sich quasi über die Zeit selbst einen validierten Datensatz aufsetzen. Und wenn wir etwas ändern, weil beispielsweise ein Einheitenzertifikat erneuert wurde, dann erscheint eine kurze Information, was angepasst wurde. Aktuell wälzen die Ingenieure in den Zertifizierungsstellen haufenweise Aktenordner oder scannen PDFs auf der Suche nach den Werten, die sie benötigen. Das macht wirklich keinen Spaß und ist auch noch extrem zeitaufwändig. Da macht eine zentrale und digital verfügbare Datenbank deutlich mehr Sinn. 

Wie ist denn der Stand Eurer Datenbank – und wann wird diese für die Zertifizierungsstellen nutzbar sein? 

Niklas Schreiber: Gute Frage, die könnte von unserem CEO Marko stammen (haha)!  Es ist bei solchen Datenbanken ja nicht so, dass man diese erst vollständig befüllt und erst dann kann es losgehen. Unser Ansatz ist vielmehr, dass wir die Software finalisieren und wir die Datenbank dann nach und nach befüllen. Wir haben spezifische Use Cases bereits integriert wie beispielsweise die Gültigkeit der Einheitenzertifikate. Was wir jetzt noch weiter ergänzen müssen, ist alles, was sich aus der Zusammenarbeit mit den Zertifizierungsstellen ergibt. Wir müssen noch besser verstehen, was die Ingenieure benötigen, damit sie bestmöglich damit arbeiten können – und da stecken wir gerade mittendrin. 

Arbeitet Ihr für die Datenbank wieder mit KI-Algorithmen? 

Niklas Schreiber: Ja! Die KI hilft uns bei der Auswertung der Zertifikate und Datenblätter der Wechselrichter, die in die Datenbank integriert werden sollen. Es geht uns dabei vor allen Dingen darum, den Herstellern die Eingabe zu erleichtern. Denn niemand, wirklich niemand hat Lust darauf, die Informationen der Datenblätter rauszusuchen und dann in die Datenbank zu tippen. Wir lassen die digitalen Datenblätter automatisch durch eine KI filtern. Das bedeutet, dass wir die Informationen am Ende nur noch gegenchecken müssen. Das erleichtert den Prozess natürlich enorm. 

Solar- und Speicheranlagen mit gridcert auf der Überholspur zertifizieren!

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