„Die Parametrierung der Wechselrichter ist eine der wichtigsten Aufgaben im gesamten Netzanschlussverfahren“
- Redaktion
- 28. April 2025
„Die Parametrierung der Wechselrichter ist eine der wichtigsten Aufgaben im gesamten Netzanschlussverfahren“
Der Parametrierungsservice von CarbonFreed sorgt dafür, dass Solaranlagen noch einfacher ins Stromnetz integriert werden können. Wie das Feature in der Praxis funktioniert, erklärt Louisa Heinitz, die bei CarbonFreed die Projektkoordination verantwortet.
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Kannst du uns bitte noch mal kurz durch das Netzanschlussverfahren durchführen. Welche einzelnen Schritte sind notwendig und wann in diesem Prozess muss die Parametrierung der Komponenten erfolgen?
Louisa: Zunächst benötigt der Anlagenbetreiber die Einspeisezusage vom Netzbetreiber. Wenn diese vorliegt, kann der Betreiber konkret in die Planung und dann auch in die Umsetzung einsteigen. Nach der Einspeisezusage folgt der Netzanschlussantrag, den man ebenfalls beim Netzbetreiber stellt. Dafür sind dann schon genauere Informationen zur Anlage notwendig: Aus welchen Komponenten besteht die Anlage? Wie sieht das Übersichtsschaltbild inklusive des Schutz- und Reglungskonzepts aus? Der Anlagenbetreiber erhält dann den E9-Bogen, der dann auch für die Anlagenzertifizierung notwendig ist.
Erst wenn der E.9-Bogen vorliegt, kann bei CarbonFreed die Prüfung des Datensatzes beginnen?
Louisa: Genau. Der Anlagenbetreiber kann vorher zwar schon beginnen und beispielsweise die nötigen Dokumente und Informationen zusammentragen, aber die Prüfung des Datensatzes startet tatsächlich erst, wenn der E.9-Bogen vom Netzbetreiber ausgestellt wurde. Dann folgt die Bereitstellung der Daten über unsere Plattform gridcert, worüber dann auch die Daten analysiert werden. Wenn der Datensatz komplett ist und der AZ-Bericht von uns vorbereitet wurde, geht er an die Zertifizierungsstelle, die dann das Anlagenzertifikat ausstellt. Sobald das Zertifikat da ist, kann die Anlage ans Netz gehen. Während die Anlage in Betrieb genommen wird, müssen dann die Wechselrichter richtig eingestellt, also parametriert werden.
Wie geht es dann weiter?
Louisa: Danach folgt die Erstellung der Inbetriebsetzungserklärung. Diese umfasst dann auch die Parameter-Einstellungen der PV-Wechselrichter. Von der Zertifizierungsstelle wird dann wieder geprüft, ob die Anlage auch wie vorgesehen in Betrieb gegangen ist. Wenn die Wechselrichter richtig parametriert sind und die Inbetriebsetzungserklärung erfolgreich erstellt ist, erhält der Anlagenbetreiber die Konformitätserklärung von der Zertifizierungsstelle und damit die unbefristete Betriebserlaubnis.
Warum ist es so wichtig, dass die elektronischen Komponenten wie beispielsweise die Wechselrichter richtig parametriert sind?
Louisa: Im Prinzip wollen die Netzbetreiber sicherstellen, dass sich alle Anlagen in ihrem Netzgebiet so verhalten, wie sie es auch erwarten. Es geht ihnen also in erster Linie um die Stabilität des Stromnetzes. Durch die Dezentralisierung des Netzes ist es einfach extrem wichtig, dass sich alle Anlagen so verhalten, wie sie geplant sind und wie es der Netzbetreiber erwartet. Wenn die Anlagen nicht richtig parametriert sind, könnte das zu Instabilitäten im Stromnetz führen – und das müssen wir natürlich unter allen Umständen vermeiden. Die Parametrierung der Wechselrichter ist also eine der wichtigsten Aufgaben im gesamten Netzanschlussverfahren. Man muss sich mal vorstellen: Wir haben ja schon viele Projekte umgesetzt und in keiner einzigen Datenprüfung im Rahmen der Inbetriebsetzungserklärung waren die Parametereinstellungen beim ersten Versuch bereits richtig. Wir mussten immer nachjustieren. Deshalb ist es aus unserer Sicht so wichtig, dass wir hier unterstützen.
Welche Schmerzpunkte haben Projektplaner oder Installationsbetriebe mit der Parametrierung der Komponenten?
Louisa: Das größte Problem ist mit Sicherheit, dass jeder Wechselrichter-Hersteller eigene Parameterbezeichnungen hat. Wenn man sich vorstellt, dass die Planer und Installateure mit verschiedenen Wechselrichtern zu tun haben und diese dann Listen mit mehr als 100 Parametern mit kryptischen Namen und Bezeichnungen haben, dann ist das einfach extrem unübersichtlich. Hinzu kommt, dass diese Informationen oft gar nicht den Personen zugänglich sind, die dann auch die Wechselrichter parametrieren sollen. Und manchmal müssen dann die Werte auch noch umgerechnet werden, je nachdem welche Schutzeinstellungen vorgegeben sind.
Das heißt, eine eurer Hauptaufgaben ist es, immer noch mal auf die Parametrierung zu schauen und sicherzustellen, dass die Wechselrichter richtig eingestellt sind?
Louisa: Das machen wir im Rahmen der Inbetriebsetzungserklärung. Wir prüfen dann, ob die Wechselrichter so eingestellt sind, wie sie sollen. Der Wechselrichter wird meistens noch direkt vor Ort eingestellt. Der Fernzugriff auf die Geräte setzt sich erst so langsam durch. Vor allem bei kleineren Anlagen ist es dann so, dass beispielsweise die Installateure vor Ort sein müssen und die Werte direkt in den Wechselrichter klicken. Du kannst dir sicherlich vorstellen, was los ist, wenn wir dann im Rahmen der Inbetriebsetzungserklärung merken: Das ist falsch, das ist falsch, das ist falsch. Dann muss er hinfahren und das noch mal neu machen. Das sind einfach Schleifen, die wir uns sparen können und müssen, wenn wir die Anlagen schneller ans Netz bekommen wollen.
Wie unterstützt CarbonFreed bei der Parametrierung?
Louisa: Wir geben unseren Kunden mit dem Anlagenzertifikat eine Liste an die Hand, auf der die spezifischen Einstellungen sowie die korrekten Parameter-Bezeichnungen zu finden sind, die er für seine Anlage braucht. So muss sich der Kunde keine Gedanken machen, was er eintragen muss und wo diese Einstellungen vorzunehmen sind. Die Werte kann der Installateur dann bei der ersten Inbetriebnahme sofort so einstellen und wir sparen uns mehrere Iterationsschleifen. Wir haben mittlerweile so viele Projekte zertifiziert und dadurch auch so viele verschiedene Wechselrichter gesehen sowie deren Einstellungen geprüft und das Feedback von Zertifizierungsstellen und Netzbetreiber inkludiert. Dieses Wissen wollen wir mit dem Parametrierungsservice an unsere Kunden weitergeben und damit den Prozess weiter vereinfachen und beschleunigen.
Wie viele Daten müssen bei der Inbetriebnahme denn eingetragen werden?
Louisa: Das sind pro Wechselrichter gut und gerne 75 Parameter, die eingetragen werden müssen. Und wenn nur einer falsch hinterlegt ist, verhält sich die Anlage möglicherweise im Ernstfall anders, als sie das soll. Das können wir mit unserem Parametrierungsservice leicht verhindern.
Wie wollt ihr den Parametrierungsservice in Zukunft noch weiterentwickeln?
Louisa: Momentan führen wir bei CarbonFreed umfangreiche Listen für jeden Hersteller und suchen daraus dann die richtigen Parameter für die entsprechenden Wechselrichter raus, geben die einzustellenden Werte vor und rechnen diese gegebenenfalls um, bevor wir sie dann an unsere Kunden geben. Dieser gesamte Prozess wird zukünftig komplett automatisiert ablaufen. Wenn ein Kunde dann einen Wechselrichter in gridcert ausgewählt hat, werden direkt die entsprechenden Parameter rausgesucht, ohne dass da noch mal jemand Hand anlegen muss. Diese kann unser Kunde dann im Rahmen der Inbetriebsetzung so verwenden. Das ist dann schon purer Luxus.
(Bildquellen: CarbonFreed GmbH, SMA)